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Virtuelle Autopsie mittels Computertomographie auf dem Vormarsch
Einsatz erst in zehn bis fünfzehn Jahren denkbar
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Eine herkömmliche Autopsie ist eine aufwändige Angelegenheit: Der Körper des Toten muss geöffnet werden und darauf muss der Gerichtsmediziner die einzelnen Organen inspizieren. "Die Schnitte des Gerichtsmediziners sind endgültig: Sie verändern die Ausgangslage und können so Spuren verwischen", so Angela Geissler, Chefärztin der Radiologie und Nuklearmedizin am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart http://www.rbk.de . "Der große Vorteil einer CT ist, dass sie den Toten in seinem ursprünglichen Zustand belässt."
Mit einer CT werden charakteristische Merkmale wie Prothesen und Implantate viel schneller entdeckt und können Gasansammlungen und Projektile präziser lokalisiert werden. "Schussverletzungen können wir mit der CT optimal dokumentieren", erzählt Thomas Schulz der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universität Leipzig http://www.uni-leipzig.de . "Wir erkennen nicht nur die exakte Eintrittsstelle des Geschosses - mit einer 3D-Darstellung können wir auch genau rekonstruieren, aus welcher Richtung der Schuss abgefeuert wurde."
Da eine CT viel schneller als eine herkömmliche Autopsie ausgeführt werden kann, könnte sie künftig auch bei Katastrophenfällen, bei denen viele Opfer in kürzester Zeit identifiziert werden müssen, eine wichtige Rolle spielen. Trotz aller Vorteile des neuen Verfahrens wird es nach Schätzung der Experten jedoch noch zehn bis fünfzehn Jahre dauern, bis die bildgebenden Verfahren die herkömmliche Autopsie ersetzen kann. Außerdem sind die Kosten einer virtuellen Autopsie zur Zeit noch zwei- bis dreimal so hoch wie das Standard-Verfahren.
1Klomann - 30. Mai, 11:59